Union Berlin empfngt Hansa Rostock 11FREUNDE

November 2024 · 4 minute read

Im April 1989 glaubte in Deutsch­land wohl kaum jemand daran, dass noch im glei­chen Jahr die Mauer fallen würde. Ebenso dürften die wenigsten derer, die sich am 18. April 1989 in Berlin-Köpe­nick das DDR-Ober­li­ga­spiel zwi­schen Union Berlin und Hansa Ros­tock anschauten, ver­mutet haben, dass sich die beiden Ver­eine erst 20 Jahre später wieder in einem Pflicht­spiel gegen­über stehen würden. Zur Neu­auf­lage kommt es aber tat­säch­lich erst am heu­tigen Abend, zwei Jahr­zehnte nach dem Mau­er­fall, in der zweiten gesamt­deut­schen Bun­des­liga.

Motor gegen Empor

Im Februar 1967 emp­fing Union Berlin zum ersten Mal die Gäste von der Ostsee. Wenn man es ganz genau nimmt, fand das erste Duell jedoch bereits im November 1952 statt. Damals lau­tete die Spiel­an­set­zung jedoch noch BSG Motor Ober­schö­ne­weide gegen Empor Lauter. Die kleine Betriebs­sport­ge­mein­schaft aus dem Erz­ge­birge wurde zwei Jahre später von der DDR-Sport­füh­rung nach Ros­tock dele­giert, um dort ein kon­kur­renz­fä­higes Team zu bilden. Empor Lauter wurde Teil von Empor Ros­tock, 1965 wurde Empor Ros­tock zum FC Hansa.

Die Mann­schaft des VEB Trans­for­ma­to­ren­werk Karl Lieb­knecht in Berlin-Köpe­nick fir­mierte zunächst unter Motor Ober­schö­ne­weide und seit Januar 1966 als 1. FC Union Berlin. Der Verein aus dem Süd­osten der Stadt eta­blierte sich in den sieb­ziger und acht­ziger Jahren in der Haupt­stadt der DDR als Gegen­ent­wurf zum »Mielke-Klub« und Seri­en­meister BFC Dynamo. Im Gegen­satz zu den emo­tional auf­ge­la­denen Spielen zwi­schen Union und Dynamo gab es zu DDR-Zeiten zwi­schen Ber­li­nern und Ros­to­ckern keine beson­ders aus­ge­prägte Riva­lität. Daher scheint es ver­wun­der­lich, dass die heu­tige Partie im Vor­feld zum »Risi­ko­spiel« erklärt wurde. Doch einige Vor­fälle zwi­schen den Fan­gruppen haben in den letzten Jahren die Stim­mung auf beiden Seiten auf­ge­heizt. 1.000 Poli­zisten sind im Ein­satz, außer­halb des Gäs­te­blocks sind keine Hansa-Fanu­ten­si­lien erlaubt, 1.400 Plätze bleiben in der neuen »Alten Förs­terei« aus Sicher­heits­gründen frei. Den­noch wird Union mit gut 17.500 Zuschauern einen neuen Zuschau­er­re­kord auf­stellen.

In der DDR-Ober­liga spielten die beiden Ver­eine nur 13 Jahre gemeinsam. In Berlin konnten die Ros­to­cker dabei nur zwei Mal gewinnen, der letzte Sieg (1:0) datiert vom 17. Februar 1979. Im Ost­see­sta­dion wurden die Duelle in den acht­ziger Jahren immer ein­sei­tiger, beim letzten Auf­ein­an­der­treffen im Oktober 1988 setzte es für die Haupt­städter eine 0:5‑Klatsche.

Schnitt­punkt der Fie­ber­kurven nach zwanzig Jahren

Die oberste Spiel­klasse in der DDR wurde von anderen Ver­einen wie Dresden, Mag­de­burg und später dem BFC Dynamo domi­niert, Hansa und Union lan­deten in der Regel im mitt­leren oder unteren Tabel­len­drittel. Nach zahl­rei­chen Aufs und Abs auf beiden Seiten gingen die Fie­ber­kurven der beiden Klubs ab Sommer 1989 deut­lich aus­ein­ander. Union stieg als Tabel­len­letzter aus der DDR-Ober­liga ab. Der FC Hansa blieb erst­klassig und wurde 1991 letzter Meister der DDR sowie eben­falls letzter FDGB-Pokal­sieger und qua­li­fi­zierte sich für die fol­gende gesamt­deut­sche Bun­des­li­ga­saison.

Wäh­rend sich Ros­tock dau­er­haft im bezahlten Fuß­ball und ab 1995 sogar für zehn Jahre in der Bun­des­liga eta­blierte, stürzten die Köpe­ni­cker rasch bis in die Ober­liga Nordost ab, spielten zeit­weise in der glei­chen Liga mit der zweiten Mann­schaft von Hansa. Erst in den letzten vier Jahren arbei­teten sich die Rot­weißen von der Viert- in die Zweit­klas­sig­keit vor. Mit sechs Punkten aus den ersten beiden Spielen legten die »Eisernen« einen opti­malen Sai­son­start hin. Im Früh­jahr sah es noch so aus, als würden sich die Wege der beiden Klubs kreuzen, ohne dass es zu einem Auf­ein­an­der­treffen kommt. Wäh­rend Union die dritte Liga domi­nierte, spielte Hansa die schlech­teste Saison seit der Wende und geriet trotz des höchsten Pflicht­spiel­siegs seit der Wie­der­ver­ei­ni­gung (9:0 gegen Koblenz) in der Rück­runde in akute Abstiegs­ge­fahr.

Sollte Union heute Abend auch das dritte Spiel in Folge gewinnen, würde sich die Trend­wende bestä­tigen. Hansa-Coach Zach­huber gab im Sommer einen Platz im Mit­tel­feld als Sai­son­ziel aus. Die Ber­liner scheinen noch vom Durch­marsch durch die dritte Liga eupho­ri­siert zu sein – und setzen ihre Erfolgs­serie auch eine Liga höher fort. Es müsste aber schon eine äußerst kuriose Saison werden, wenn das nächste Wie­der­sehen der alten Bekannten nicht bereits im nächsten Jahr statt­finden sollte…

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