Es läuft bereits die fünfte Minute der Nachspielzeit im Bundesliga-Duell zwischen Bayer 04 Leverkusen und dem FC Bayern München. Xabi Alonso steht am Rande seiner Coaching-Zone. Leverkusens Trainer ruft, motiviert, dirigiert und gestikuliert. Dann folgt nach einer schier endlosen Nachspielzeit der erlösende Schlusspfiff. Alonso ballt die Faust, hält kurz inne und lässt sich dann in die Umarmungen seiner Co-Trainer und Spieler fallen. Leverkusen hat soeben das Heimspiel gegen den deutschen Rekordmeister mit 2:1 gewonnen und rangiert nach einem Horrorstart in die Saison nun wieder in Schlagdistanz zu den Europapokal-Plätze. Großen Anteil daran hat der neue Trainer, der gegen die Bayern seine Fähigkeiten einmal mehr unter Beweis gestellt hat.
Zwei Siege aus den ersten zwölf Pflichtspielen der Saison. Diese magere Bilanz kostete Gerardo Seoane den Job. In der vergangenen Spielzeit führte der Schweizer die Werkself noch in die Champions League, nun fanden sich Patrick Schick, Moussa Diaby und Co. im Tabellenkeller wieder. Als die Wahl des Seoane-Nachfolgers auf Xabi Alonso fiel, sorgte die Nachricht für Aufsehen in der deutschen Fußballlandschaft.
Nicht nur weil mit dem Spanier einer der erfolgreichsten Fußballer des 21. Jahrhunderts in die Bundesliga zurückkehrte, sondern auch weil Alonso bis dato als Trainer herzlich wenig Erfahrung vorzuweisen hatte. Die mutige Entscheidung der Leverkusener Verantwortlichen sollte sich auszahlen: Nach sechs Monaten im Amt spielt Alonso mit Bayer wieder um die internationalen Plätze, steht im Viertelfinale der Europa League und bezwang den deutschen Rekordmeister mit einer überzeugenden Darbietung. Die jüngsten Erfolge drängen die Frage auf, wie Alonso die lange so wackelige Werkself stabilisieren konnte und für welchen Spielstil der ehemalige Weltklasse-Mittelfeldspieler als Trainer überhaupt steht.

Aktivität, Intensität und Dominanz
Bei seiner Vorstellung formulierte Alonso vor zahlreichen Journalisten gleich eine klare Marschroute für das zukünftige Auftreten seiner Mannschaft. Ihm sei wichtig. „dass wir dominant sind, Aktivität und Intensität mit und ohne Ball zeigen, gute Ballkontrolle haben, dynamisch, drängend und torgefährlich sind.“ Konkrete Vorgaben, die Alonsos Spieler auch prompt umsetzten. Besonders deutlich wird die Ausrichtung des neuen Trainers bei der Arbeit gegen den Ball: Im Vergleich zu den ersten acht Saisonspielen in der Bundesliga laufen die Leverkusener unter ihrem neuen Trainer durchschnittlich über sechs Kilometer mehr pro Partie. Hinzu kommt eine um sechs Prozent gesteigerte Zweikampfquote. Diese Verbesserung resultiert in einer insgesamt erfolgreicheren Defensivarbeit. So muss Bayer statt vorher zwei Gegentoren pro Spiel unter Alonso lediglich 1,4 Gegentreffer pro Partie hinnehmen.
Eine Entwicklung, die auch den Entscheidungsträgern in Leverkusen nicht verborgen geblieben ist: „Es zeigt sich immer mehr, dass wir gut verteidigen, aber auch mit Ball immer besser in der Lage sind, das Spiel zu kontrollieren. Das ist auch seine Handschrift, die das Spiel trägt“, sagte Leverkusens Sportdirektor Simon Rolfes zuletzt über Alonso. Tatsächlich zeigte sich auch die Offensivabteilung von Bayer zuletzt stark verbessert. Vor allem die rechte Außenbahn mit Jeremie Frimpong und Moussa Diaby bereitete den gegnerischen Abwehrreihen immer wieder Probleme. Beide kommen in der Liga zusammen auf 25 direkte Torbeteiligungen. Vor dem Trainerwechsel hatten die Flügelspieler nur drei Scorerpunkte auf dem gemeinsamen Konto. Ingesamt trifft Leverkusen unter Alonso im Schnitt 2,1 Mal pro Spiel. Unter dessen Vorgänger durfte die Werkself nur durchschnittlich 1,25 Mal jubeln.
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