Der gemeine Fußballfan ist auf Entzug. Da kommt die große Langeweile auf. Netflix ist vielerorts bereits durchgeschaut und die virtuelle Manager-Karriere startet in die 14. Saison. Weil wir jeden Tag mit Live-Fußball gefüttert wurden, gehen uns die Retro-Highlights längst vergangener Spiele so langsam auf den Sack. Was also tun mit der freien Zeit? Abhilfe schafft die Datenbank FBref.com. Sie gilt nach einem Umfassenden Update Anfang der Woche als beste Fußballdatenbank der Welt.
Beginnen wir mit ein paar trockenen Zahlen: 131 Wettbewerbe in 46 Ländern mit 4.362 Vereinen und 149.293 Spieler umfasst die Datenbank. Soweit nichts Außergewöhnliches. Andere Datenbanken wie transfermarkt.de haben sogar deutlich mehr Ligen, Vereine und Wettbewerbe im Angebot.
Unglaubliche Datentiefe
Trotzdem werden Statistiknerds feuchte Träume beim Anblick der Zahlen bekommen. Der Grund dafür ist die unglaubliche Tiefe der Daten. So werden hier die Aktionen der Spieler bis auf den letzten Parameter auseinandergenommen: Wie spielt ein Spieler seine Pässe – am Boden, flach oder hoch? Wie wird die Ecke geschossen – nach innen oder nach außen gezogen? Nach Ort des Geschehens aufgeschlüsselte Tacklings geben Aufschluss, wo ein Spieler am häufigsten in die Zweikämpfe geht. „xG“ oder „expected goals“ zeigen, mit welcher Wahrscheinlichkeit aus einem Torschuss ein Tor entsteht. Wieder spielen Parameter wie Torentfernung oder Winkel oder das Körperteil (Kopf oder Fuß) eine Rolle. Am Ende steht dann eine Zahl, die die zu erwartende Trefferquote anzeigt. Magic.

Das braucht kein Mensch? Der Statistiknerd wird antworten: Das kommt wohl darauf an, wie sehr der Mensch auf Statistiken steht – sehr, mittel oder wenig – und wie häufig er Fußball schaut – oft, selten oder nie. Der Ottonormal-Fußballkonsument dürfte beim Anblick der Datenbank wenig Erregung verspüren. Viele Zahlen in zig unübersichtlichen Tabellen sprechen wohl nur die wenigsten an. Auch die Optik erinnert mehr an eine Website der frühen 2000er, als an modern durchdesignte Internetauftritte. Aber vielleicht brauchen komplexe Statistiken auch eine nüchterne Umgebung, um zu wirken.
Wer Durchhaltevermögen beweist und sich durch den Daten-Dschungel gräbt, stößt aber auf so manch kuriose oder beeindruckende Statistik. Außerdem können die drängenden Fragen unserer Zeit beantwortet werden. Wer hat in der aktuellen Saison die meisten Beinschüsse verteilt? Und welcher Bundesliga-Torhüter ist eigentlich der beste? Zum Beispiel.

Natürlich hat Fbref.com darauf eine Antwort: Angelo Fulgini von SCO Angers verteilte bereits 12 Beinschüsse in 1553 gespielten Minuten. Macht alle 130 Minuten ein Tunnler.
Und wer ist der beste Keeper in Deutschland? Neuer? Nübel? Weit gefehlt! Obwohl der Schlussmann 30 Gegentore nach 25 Spielen hinnehmen musste – in dieser Hinsicht sind Gulasci und Neuer besser -, ist der Gladbacher Yann Sommer der beste Keeper der Saison. Zumindest, wenn man sich die xG-Tabelle anschaut. Für Stürmer bedeutet ein hoher xG-Wert, dass ein Abschluss mit hoher Wahrscheinlichkeit im Kasten landet. Für die Position Torhüter wird der Wert interessant, wenn der Spieler weniger Tore zugelassen hat, als der xG-Wert vermuten lässt. Und da ist Yann Sommer ganz vorne: Nur 30 Gegentore bei 36 erwarteten Treffern. Bestwert!
Derart bereichert lässt sich die zusätzliche Zeit daheim aushalten. Damit beim nächsten Stammtischabend mit dem Fanclub mit allerhand unnützem Wissen geglänzt werden kann, einfach ein Statistik-Trainingslager abhalten. Ich für meinen Teil schaue jetzt allerdings Netflix noch einmal von vorne und führe den FCK zur sechsten Meisterschaft in Folge – leider nur virtuell.
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